Den Startschuss für den Beginn der Pubertät gibt der Hypothalamus. Dessen Zellen schütten das Hormon Gonadotropin aus. Das regt die Hirnanhangdrüse an, die Hormone FSH und LH (follikelstimulierendes Hormon und luteinisierendes Hormon) freizusetzen, die für die Produktion der Sexualhormone Östrogen und Testosteron sorgen. Diese sind letztlich für die Entwicklung der Geschlechtsorgane verantwortlich.
Ein weiteres Hormon, das die sexuelle Reife stimuliert, ist Leptin. Dieses wird in Fettzellen produziert und teilt dem Gehirn mit, wann genügend Fettreserven vorhanden sind und die Reifung des Körpers beginnen kann. Übergewichtige Kinder haben besonders hohe Leptinspiegel. Forscher vermuten, dass der frühere Pubertätsbeginn auch mit der steigenden Zahl von übergewichtigen Kindern im Zusammenhang steht.
Aber auch schlanke Mädchen und Jungen reifen heute schneller als früher heran. Ein Grund ist eine Ernährung welche Hauptsächlich aus Einfachzuckern besteht.
Pubertät setzt heute meist kurz vor dem elften oder zwölften Lebensjahr ein
Zu den äusserlichen Anzeichen der Pubertät gehört bei den Mädchen das Wachstum der Brust. Bei den Jungen vergrössert sich das Hodenvolumen und der Penis nimmt allmählich zunächst an Umfang, dann auch an Länge zu. „Im Mittel setzt die Pubertät in Deutschland bei Mädchen kurz vor dem elften und bei Jungen kurz vor dem zwölften Lebensjahr ein“, erklärt Professor Olaf Hiort, Leiter des Hormonzentrums für Kinder- und Jugendliche des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. „Es gibt aber eine grosse Schwankungsbreite.“
Wann genau die Pubertät einsetzt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einerseits hat die ethnische Herkunft Einfluss auf den Hormonhaushalt der Jugendlichen, andererseits scheint sich der Pubertätsbeginn auch „zu vererben“. Denn wenn die Eltern früh die Geschlechtsreife erlangten, gehören meist auch die Kinder zu den „Frühstartern“. Darüber hinaus gelten die Lebensgewohnheiten, Ernährung und Stress innerhalb der Familie als beeinflussende Faktoren.
Bei zehnjährigen Mädchen wachsen schon Brüste, die erste Regelblutung kann mit elf oder zwölf einsetzen. Im Jahr 2007 lag der Durchschnitt für die erste Periode bei Mädchen in Deutschland bei 12,8 Jahren.
Das war nicht immer so
Vor rund 110 Jahren setzte die Pubertät bei Kindern noch rund zwei bis drei Jahre später ein. Lässt sich das mit der gesellschaftlichen Entwicklung erklären, anderen Arbeits- und Essgewohnheiten etwa?
„Dazu braucht es Langzeituntersuchungen, die aufwendig und teuer sind”, sagt der Biochemiker und Endokrinologe Josef Köhrle, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, die sich mit Hormonen und dem Stoffwechsel beschäftigt. „Die Antwort darauf ist komplex.
In den Entwicklungsjahren verändert sich das Hormonsystem des Körpers. Der Prozess beginnt im Gehirn: Es schüttet Hormone aus, die in den Eierstöcken oder Hoden die Bildung von Sexualhormonen steigern und die Geschlechtsfunktionen des Körpers beeinflussen, Schamhaare und Geschlechtsorgane wachsen und werden funktionsfähig.
Als einen der Hauptgründe für die nach vorne verschobene Pubertät sieht Köhrle die Gewichtszunahme bei Kindern. Eine schlechte Qualität der Nahrung, wenig Schlaf und zu wenig Bewegung, weil viel Freizeit vor Bildschirmen verbracht wird, seien einige Ursachen für das Gewicht. Fettgewebeeinlagerungen führten zu früherer Reifung, darauf gebe es klare Hinweise aus Tierversuchen. Der gegenteilige Effekt zeigt sich bei Magersuchtpatientinnen oder Hochleistungssportlerinnen, die häufig keinen Zyklus mehr haben.
Hinzu kommt die Belastung mit hormonaktiven Substanzen, sogenannten endokrinen Disruptoren, bereits in der Schwangerschaft. Dadurch werden mehr Fettzellen statt Muskel- und Knochenzellen gebildet, besonders bei Mädchen. Für die Belastung des Kindes über die Mutter gebe es solide Daten aus Urin-Messungen von Schwangeren.
Hormonell wirksame Stoffe finden sich etwa in Kunststoffen und Körperpflegeprodukten. In einer Studie untersuchte die Umweltorganisation BUND im Jahr 2013 Kosmetika in Deutschland und fand in nahezu jedem dritten Produkt solche Chemikalien, auch in Babyschnullern und Zahnbürsten.
Die Substanz ist Bisphenol-A (BPA). Die EU schätzt diesen Stoff seit Dezember 2017 als besonders besorgniserregend ein, auch weil er fortpflanzungsschädigend sei. Ab 2020 ist die Verwendung von BPA in Thermopapier in der EU verboten. Das Umweltbundesamt weist aber darauf hin, dass es noch in vielen Alltagsprodukten wie Trinkflaschen, Konservendosen und DVDs steckt.
Bisphenol-A ist jetzt das Aufregerwort, aber es gibt eine ganze Reihe von gefährlichen Substanzen, die einen giftigen Cocktail ausmachen können. Über die Hauptverursacher gebe es aber zu wenige Informationen. Ob es jetzt die Butterdose ist, die Plastikfolie, in die das Essen eingewickelt ist, das Getränk, die Kleidung oder einfach die Luft, die Substanzen finden sich überall. Auch in medizinischen Produkten gebe es diese Stoffe, zum Beispiel in weichen Kathetern oder Schläuchen.
Wichtig ist das wir uns dessen Bewusst sind – und darauf achten welche Nahrungsmittel, Getränke und Kosmetika etc. wir konsumieren!